Im Alltag benutzen wir den Begriff Menschlichkeit, ohne viel darüber nachzudenken.

»Das ist doch menschlich«, sagen wir, wenn uns jemand von einer Schwäche erzählt. Auch unsere eigenen kleinen Fehltritte bezeichnen wir gern als menschlich: »Menschlich, allzu Menschliches« – darunter fallen kleine, verständliche Sünden, wenn wir unsere Diät unterbrechen oder uns mit einer Notlüge aus einer verzwickten Lage mogeln. Sprechen wir davon, menschlich mit anderen umzugehen, änderst sich das Gewicht etwas. Dann verstehen wir darunter ein moralisch gutes Verhalten, eine Handlung, die anderen Menschen nützt, ihnen hilft und sie unterstützt. Moralisch gut handeln wir, wenn wir uns an den Werten orientieren, die unsere jeweilige Kultur als erstrebenswert definiert. In unserer westlichen Welt zählen dazu zum Beispiel Mitgefühl, Verständnis, Toleranz, Warmherzigkeit, Achtsamkeit, Respekt. 

Was uns Menschen von Tieren unterscheidet und uns im weitesten Sinne menschlich macht, ist die Fähigkeit, unser Verhalten über weite Strecken bewusst zu steuern. Wir sind Instinkten und Reflexen nicht hilflos ausgeliefert, sondern können uns entscheiden, wie wir uns gegenüber anderen und uns selbst verhalten.

Wichtig ist uns vor allem, dass Menschlichkeit mit all ihren Facetten kein »auswendig gelerntes« Verhalten ist, sondern eine innere Haltung, die die Einstellung und den Umgang mit anderen prägt. Würde es uns nur um ein aufgepfropftes Verhalten gehen, bliebe alle Menschlichkeit äußerlich: Dann wäre dieser »menschliche« Umgang lediglich der Versuch, andere zu manipulieren, damit sie besser in unserem Sinne funktionieren. Das aber würde unserem Bekenntnis zur Ehrlichkeit widersprechen. Jegliche Manipulation lehnen wir zutiefst ab.

Menschlichkeit rechnet sich

08.09.2016: Veröffentlichung unseres Buches "Menschlichkeit rechnet sich" im Campus Verlag

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